Das FCSBlog 2.0 pausiert bis auf Weiteres.

IMG_1789Das FCSBlog 2.0 pausiert ab sofort. Bis auf Weiteres. Bei der ersten Blogpause im Jahr 2009 habe ich meine Entscheidung mehrfach angekündigt und auch ausführlich begründet. Nun kommt sie vielleicht etwas überraschender, aber eine Erklärung gibt es dennoch:

  • Das Studium in Berlin nimmt mich deutlich mehr in Anspruch als mein Praktikum in Paris im ersten Halbjahr 2015.
  • Das Buchprojekt zum 1. FC Saarbrücken beschäftigt mich natürlich auch noch.
  • Immer wieder bekomme ich Anfragen, als Gastautor für Blogs oder kleinere Zeitschriften zu schreiben – was ich auch oft sehr gerne tue, aber sicher mehr Zeit und Engagement verlangt, als es manch einer glauben würde.
  • Es gibt noch anderes Leben als mein Schreiberdasein.
  • Und vielleicht der ausschlaggebende Grund: Ich habe derzeit keinen Spaß mehr am Bloggen.

Warum ist das so? Liegt es am Umzug nach Berlin? Zum Teil, denn mir fällt die Themensuche und Auswahl natürlich leichter, wenn ich im Saarland bin und im Ludwigspark selbst die Stimmung mitbekomme, mit Freunden, Bekannten, aber auch Fremden sprechen kann. Aber es wäre nur ein Teil der Wahrheit, wenn ich sage, dass mich der wöchentliche Vorbericht in seiner Monotonie irgendwann anödet.

Was mich stärker vom Schreiben abbringt, ist ein Verlust der Online-Kultur, den nur jemand nachvollziehen kann, der wie ich mit dem Wandel von Seiten wie blutgraetsche.com über Vereins- und Fanforen, hin zu Twitter und Facebook sozialisiert wurde. Meiner Meinung nach liegt der Verlust in zwei wesentlichen Punkten:

  1. Die Aufmerksamkeit richtet sich nicht auf langfristige Themen, sondern vor allem auf kurze Aufreger oder Bilder.
  2. Die Diskussionskultur ist schlechter geworden.

Einer der beliebtesten Beiträge für Diskussionen in den drei Jahren seit Wiedereröffnung des Blogs war „Blamage auf mehreren Ebenen„, der vielfach gelesen und ungewöhnlich stark kommentiert wurde. Ein klassisches Aufregerthema für alteingesessene Fans, aber umso mehr für einmalige Besucher. Ich verstehe auch irgendwie den therapeutischen Zweck, sich dann hier einmal im Blog auszukotzen (und mir dürfte das nicht anders gehen – oft genug war Schreiben das passende Ventil für Wut). Aber enttäuschend war es für mich immer, wenn aus kurzlebigem Frust nichts Konstruktives gewachsen ist (mit Ausnahme vielleicht um die Mitgliederversammlungen herum).

Statt konstruktiver Diskussionen über eine mögliche lebendige Vereinskultur, Verbesserungen, die von Seiten der Fans (aber auch gerne vom Verein) kommen könnten, sehe ich seit knapp einem Jahr eher, dass die Fans im Netz fast nur noch auf Bilder zu Spielen, von Pyrotechnik, auf Videos oder aus den etablierten Medien zusammenkopierten Nachrichten auf Facebookseiten reagieren. Das ist schade und wird sicher nicht dem gerecht, was die Fanszene gerade in und vor den Oberligajahren im Netz gezeigt hat.

Außerdem ist das Niveau vieler Diskussionen dermaßen flach, dass es schon weh tut. Persönlich habe ich nix gegen einen polemischen Austausch und es wäre sicher auch gelogen, wenn ich jetzt sage, ich hätte nie mal ausgeteilt. Was allerdings auffällt ist, dass kaum noch eine Diskussion über Themen wie Pyrotechnik, Vereinspolitik oder auch Trainer ohne persönliche Unterstellungen oder (naiven) Zuordnungen in ein Pro- oder Contra-Lager auskommt. Statt das Thema zu diskutieren, wird nur noch über persönliche Befindlichkeiten gelabert. Das ist an sich nicht mal ein größeres Problem, wenn anschließend wenigstens Substanzielles käme. Tut es aber selten innerhalb des Netzes – komischerweise eher außerhalb davon.

Meine Zeit ist mir aktuell zu kostbar, um mich diesen neuen Entwicklungen anzupassen. Ich möchte nicht, dass am Ende Legofotos oder Sprüche von der Facebookseite als wichtiger wahrgenommen werden, als der geschriebene Beitrag. Ich möchte nicht nach jedem Beitrag über Pyrotechnik oder Hartmut Ostermann erklären müssen, dass meine Texte meine Meinung wiedergeben – und nicht eine Zugehörigkeit zu einem ominösen Lager.

Deshalb pausiere ich. Die letzte Pause im Blog hat gut drei Jahre gedauert, für diese möchte ich keine Ankündigungen machen. Ihr werdet wieder von mir lesen, wenn ich die Lust am Bloggen wiedergefunden habe. Bis dahin danke ich Stammlesern (allen voran dem Stammleser der ersten Stunde, Markus) und Unterstützern (wie Andreas Schlichter) für viele angenehme Stunden und Diskussionen.

Carsten.

Dieser Beitrag wurde unter In eigener Sache abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

5 Antworten zu Das FCSBlog 2.0 pausiert bis auf Weiteres.

  1. Pingback: Das FCSBlog 2.0 pausiert bis auf Weiteres. | re: Fußball

  2. schwarzundblau schreibt:

    Einige wichtige und wahre Worte dabei! Gerade die Diskussionskultur und die Fokussierung auf Facebook scheinen Blogs sehr zuzusetzen. Allerdings möchte ich an dieser Stelle festhalten, wie gut ich Das FCSBlog 2.0 fand. Nicht umsonst hatte ich mir den Vorbericht im Steckbriefformat von dir damals abgeschaut. Auch das Pokalspiel bleibt unvergessen! Schade, dass es vorerst vorbei ist, aber ich wünsche dir viel Erfolg fürs Studium, beim Schreiben des Buches und bei allen anderen Projekten. Wir sehen uns auf Twitter! 😉

    Viele Grüße in #schwarzundblau
    Stephan

  3. Alex schreibt:

    Schade, aber ich kann Deine Argumente sehr gut nachvollziehen. Auf dass es Dich dann doch irgendwann wieder packt! Ich für meinen Teil kann auf jeden Fall jetzt schon sagen, dass der Welt der Fußballblogs durch Deine Pause eine in vielerlei Hinsicht (da schließe ich mich Stephan an) beispielhafte und inspirierende Seite (vorübergehend) verloren geht.

    Herzliche Grüße und viel Tat- und Schaffenskraft für Deine anderen Projekte,
    Alex

  4. Carsten schreibt:

    Danke fürs Verständnis.

    Ich werde halt für einige Zeit mal schauen, ob ich es aushalte 😉 Beim letzten Mal waren es drei Jahre.

  5. Pingback: #Link11: 4 Asiaten (mit dem Kontrabass) | Fokus Fussball

Kommentare sind geschlossen.