Der FCS vor dem großen Spiel

Blaues Auge nach dem letzten Test

Blaues Auge nach dem letzten Test

Die Uhr tickt für den 1. FC Saarbrücken, denn am Abend des 1. August wird spätestens um 21.00 Uhr zwar nicht die erste Zwischenbilanz gezogen, aber es wird zumindest in Ansätzen zu sehen sein, wohin die Reise geht. Der 3:2-Testsieg gegen Wattenscheid war dabei als Generalprobe gut geeignet, noch einmal einige Schwächen und Stärken Revue passieren zu lassen. Doch auch am Rande des Spiels zeichnete sich ab, was die kommenden Wochen bedeuten können.

Gegen Wattenscheid ließ Trainer Fuat Kilic Max Rupp, Timo Kunert, Hassan Amin, Mounir Chaftar und Felix Luz draußen – alle Spieler mit guter Aussicht auf einen Stammplatz in der Regionalliga. Die anwesendten Trainer der saarländischen Konkurrenz, Jens Kiefer (Homburg) und Willi Kronhardt (Elversberg) konnten also nur eine Testversion des künftigen Gegners sehen, nicht seine Vollversion. Diese Testversion sorgte dann nach einer Viertelstunde dann nur beim eigenen Anhang für Schrecken: Mit einem schnellen Konter überlief Nino Saka den eher behäbig wirkenden Alexander Hahn und vollstreckte zum 1:0 für die Gäste. Spielerisch schien beim FCS, der mit nur einer Spitze (Matthew Taylor) agierte, wenig zu gehen. Vor der Pause scheiterten Aleksander Pranjes und Dennis Wegner am Gästetorwart. Wegner hinterließ wie im Test gegen Jerusalem einen guten Eindruck als Flügelstürmer, vor dem Tor bewies er noch keine Nervenstärke.

Kein Herberger, kein Ungarn-Spiel

Nach dem Seitenwechsel versuchte es Kilic erst mit Marius Willsch und Patrick Zoundi, die das Mittelfeld etwas offensiver ausrichten sollten. Das 2:0 fiel dann aber für die Gäste, nach dem nächsten Abwehrfehler, dieses Mal eine Zusammenarbeit von Peter Chrappan und Torwart David Hohs. Kurz danach verließ Fast-Aufsichtsrat Claudio Mariotto enttäuscht das Sportfeld („Das sind keine 110 Kilometer Fahrt wert!“) und der FCS schaffte nach einer guten Kombination den Anschlusstreffer durch den eingewechselten Willsch.

paradeKilic brachte nun Patrick Schmidt und André Mandt und stellte auf ein 4-4-2 um. Der Effekt zahlte sich aus, da der FCS mit zwei Stürmern nun auch die Stärken von Taylor endlich ausspielen konnte und Schmidt – der ohnehin im Kampf um die Startelf am motiviertesten scheint – ordentlich Druck machte. Die Tore sollten dann aber spät fallen: In der 85. Minute wurde Taylor erst von Zoundi mit einer Flanke bedient und traf per Kopf, zwei Minuten später schickte Mandt den Ball zum US-Amerikaner, der erneut mit einem wuchtigen Kopfball einnetzte. Spiel gedreht: Wichtig für die eigene Moral, aber auch um den anwesenden Gästetrainern eine Botschaft zu senden.

Abwehr – das unfertige Puzzle

In der Saarbrücker Zeitung von heute sagt Fuat Kilic, dass die Mannschaft „etwa bei 70 Prozent“ sei. Die 30 Prozent dürften am Samstag im Bereich der Abwehr gefehlt haben. Ähnlich wie schon 2012 Tim Knipping im Test gegen Worms nicht bei der Sache wirkte, hatte auch Hahn seinen Aussetzer. Das Beispiel Knipping zeigt, dass es jetzt auch falsch wäre, Hahn zu früh abzuschreiben (zumal Hahn auch bei Bundesligist Bremen ausgebildet wurde). Aber er muss sich steigern, will er bei der möglichen Neuverpflichtung eines Innenverteidigers nicht auf die Bank müssen. Doch auch Abwehrchef Chrappan zeigte nicht nur beim 0:2 Schwächen. In der ersten Halbzeit leistete er sich ein Foul, das der lothringische Schiedsrichter mit einer Gelben Karte eigentlich zu lasch ahndete. Schon gegen Viktoria Köln verursachte Chrappan einen Elfmeter – in der Liga darf der erfahrenste Mann der Abwehr präziser in den Zweikampf gehen.

Schon bei 100 Prozent: Milan Sasic

Selfie mit dem Abteilungsleiter der Sportförderung bei Victor's.

Selfie mit dem Abteilungsleiter der Sportförderung bei Victor’s.

Am Rande des Spiels war es weniger die Auflösung des Freibierkontos des Biersponsors, die für Aufsehen sorgte. Wie schon bei den vorherigen Testspielen war auch Ex-Trainer Milan Sasic (Abteilungsleiter der Sportförderung bei Hauptsponsor Victor’s) während des Spiels anwesend und blieb noch lange nach Abpfiff. Sasic stellte sich den Fans und den natürlich unangenehmen Fragen bezüglich seines Abgangs, der Jugendabteilung und seinen aktuellen Aufgaben. Entgegen aller Befürchtungen kam es weder zu körperlichen Auseinandersetzungen, noch zu anderen erwähnenswerten Zwischenfällen. Sasic machte eine bessere Figur als noch zu Trainerzeiten, wirkte ruhig und sachlich, ließ sich nicht provozieren und provozierte auch nicht.

Mein Standpunkt zu der Sasic-Geschichte ist natürlich ein kritischer, da ich einerseits die Entscheidung für falsch halte, den Ex-Trainer in irgendeiner Funktion direkt nach seinem Abgang in den Verein einzubinden. Das war schon bei Heribert Weber, Thomas Dooley und Michael Henke gescheitert. Zusätzlich ärgerlich ist die Art und Weise, wie Sasic den FCS-Fans verkauft wird – als Leiter einer Abteilung des Hauptsponsors. Eine ähnliche Nummer gab es bereits beim FC Homburg, als der gechasste Sportdirektor Steven Dooley plötzlich beim Hauptsponsor ganz zufällig für den FCH zuständig war – heute ist Dooley wieder Sportdirektor der Grün-Weißen. Nicht wenige FCS-Fans, auch Insider, sagten am Rande des Testspiels, dass es besser gewesen wäre, Milan Sasic im Sommer als offiziellen Sportdirektor vorzustellen – eine unpopuläre Entscheidung, die immerhin ehrlich kommuniziert worden wäre. So bleibt die eine große Gefahr, die mit dem Ergebnis in Homburg verknüpft sein wird: Blamiert sich der FCS, wird die Diskussion um die Rolle Milan Sasics noch einmal aufflammen. Gewinnt der FCS, so kommt er noch einmal mit dem blauen Auge davon – und könnte vielleicht sogar auf lange Sicht Sasic rehabilitieren.

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