Saarbrücker Testläufe

Beim Testspiel gelten ganz eigene Regeln.

Ein Ergebnis wie aus einer anderen Zeit, wie von einem anderen Stern. 5:1-Sieg beim FC Basel 1893, dem Europa-League-Teilnehmer, der Mannschaft mit einem geschätzten Marktwert von mehr als 38 Mio. Euro (im Gegensatz zu 4,23 Mio. Euro). Ein gefühlt historischer Sieg, der bei näherer Betrachtung etwas von seinem Glanz verliert, denn es beginnen die Fragen: Haben die Schweizer den Test denn überhaupt ernst genommen? Lief da nicht eine verkappte Jugendmannschaft auf?

Die Antwort lautet nein. Da hat sich durchaus die erste Garde (bis auf einige abwesende Nationalspieler) harmloser als die Schweizer Steuergesetzgebung gezeigt und den FCS zum munteren Scheibenschießen eingeladen. Relativiert wird dies allenfalls dadurch, dass es das erste Spiel unter Neutrainer Ciriaco Sforza war. Willkommen in Basel!

Ein anderer Teil der Wahrheit lautet dennoch: Testspiel bleibt Testspiel. Und der 1. FC Saarbrücken hat in seiner langen Geschichte äußerst kuriose Ergebnisse eingefahren.

Hier nur mal eine kleine Auswahl:

SV Bübingen – 1. FC Saarbrücken 5:4 (1:4), 2008
1. FC Saarbrücken – Borussia Dortmund 3:2 (1:1), 2009


Quasi eine Mannschaft, die nur ein Jahr jeweils auseinander lag, konnte unter Ferner gegen den Saarlandligisten Bübingen fünf Tore kassieren und gegen Klopps Borussia (die nicht im schlechtesten Anzug kam) gewinnen.

Auch kurios sind jene zwei Spiele im Juli 2016, die nur wenige Tage auseinander lagen und bei dem man besser gegen den Zweitligaabsteiger als gegen den Sechstligisten auftrat:

FCS – FSV Frankfurt 2:1 (2:0)
VfB Dillingen – FCS 1:0 (0:0)

Kurzum: Testspiele können auch ganz schöne Ausreißer sein. Deswegen wäre es fast schon die altbekannte Saarbrücker Mentalität, jetzt vom Aufstieg zu träumen. Zum Glück, könnte ich fast schon sagen, gibt es ja in diesem Sommer keine Stadtfeste, wo Spieler sowas in irgendwelche Mikrofone palavern könnten.

Was der Test gegen Basel aber sehr wohl andeuten könnte: Unter Kwasniok hat sich endlich ein System gefestigt, das durchaus schöne Spielzüge vor dem Tor zeigen kann. Dabei scheint auch Tobias Jänicke, anders als zuvor angedeutet, keineswegs in der Defensive abzutauchen. Das Beste, was man aus diesem Test machen könnte, wäre jetzt also: Sich freuen, nicht zu viel erwarten, aber erstmal dem Trainer und seinem System vertrauen schenken. Dann könnten wir zum Auftakt einige schöne Spiele erleben.

Dieser Beitrag wurde unter 2020/2021, Kommentar, Vorbereitung abgelegt und mit , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.