Ein Sieg im Derby gegen den FC 08 Homburg, das ist auch dann Ehrensache, wenn der weitere Verlauf der Saison kaum mehr einen Ligenwechsel nach oben entspricht. Dieses Versprechen bewahrheitete der 1. FC Saarbrücken am 28. Spieltag der laufenden Saison und versöhnte damit die Fans mit einer Woche, in der die Diskussionen abseits des Rasens florierten.
Eine unendliche Trainerdebatte
Auch mehr als ein halbes Jahrzehnt nach dem letzten Spiel von Jürgen Luginger in blau-schwarz erinnert die anhaltende Diskussion um die Frage, ob Dirk Lottner noch der richtige sei, eben an jenen aktuellen Homburger Trainer. Eisenharte Verfechter des Jürgens sagen noch heute: Der Trainer wurde nach 1162 Tagen im Amt deutlich zu früh entlassen. 1010 Tage Dirk Lottner in Saarbrücken verleiten eben jene Fans zur Aussage: Eine Trennung im Sommer komme in jedem Fall zu früh und ohne Not. Dem halten Kritiker entgegen: Lottner hat in drei Anläufen das Ziel Aufstieg verfehlt.
Über den Wolken
Das Nicht-Thema (denn die sportliche Leitung betonte inzwischen mehrfach, sich im Sommer mit der Frage des kommenden Aufstiegsversuchs auseinander zu setzen) stellte während der Woche nicht die einzige Kontroverse dar. Wie die Saarbrücker Zeitung berichtete, kam eine Polizeidrohne zur Überwachung zum Einsatz. Den PR-Stunt der saarländischen Polizei verfolgte Innenminister und Geburtstag-beim-LSVS-Feierer Klaus Bouillon im Stadion. Statt großer Gewaltexzesse erlebte er eine Plakatparade der Saarbrücker Fans in seine Richtung.

Kritik an der Polizei aus dem Fanblock
Sanftes Derby
Wirklich auf Krawall gebürstet schienen im Stadion beide Fanblocks aber nicht zu sein. In der Lautstärke waren die Gäste aus dem Ostsaarland durchaus zu Beginn noch in einzelnen Momenten der Heimseite gewachsen, aber enttäuschten bereits da schon in der Zahl der Auswärtsfahrer. Auch auf der Heimseite schien das Derby emotional kaum noch zu bewegen, verzichtete man doch auf viele Spruchbänder in Richtung Homburg und beschränkte sich auf die alten Gesänge. Insgesamt sind 3.246 zahlende Zuschauer auch nur als Enttäuschung zu bezeichnen. Die Fußballbegeisterung der Saarländer scheint sich darauf zu beschränken, zu Hause mit Chips beim Sky-Abo zu sitzen.
Offener Schlagabtausch in Halbzeit eins
Was auf den Rängen an Emotionen fehlte, brachte Jürgen Lugingers Co-Trainer Joti Stamatopoulos rein, der in den ersten Minuten die lauteste Person im Stadion war. Die Stimmbänder schonte dann aber Gillian Jurcher, der nach einer ungezielten Abwehr von Ex-FCS-Torwart und Nun-Homburger David Salfeld ins leere Tor traf. Jurcher und Sebastian Jacob wirbelten als Sturm-Duo vorne durchaus sehenswert herum und setzten Homburg unter Druck. Jacob erhöhte nach einer Ecke von Martin Dausch per Kopf auf 2:0. In der Folge wackelte dann aber der FCS. Homburg setzte die Blau-Schwarzen gut unter Druck und kreierte die eindeutigeren Torchancen – ohne diese zu nutzen. Dausch und José-Pierre Vunguidica, die im Offensiven einen guten Tag erwischten, wirkten in der Rückwärtsbewegung unsicher – kein Wunder ob der ungewohnten Formation. Ältere werden sich daran erinnern, dass Linksverteidiger Vunguidica mal als Stürmer verpflichtet wurde.
Blau-schwarze Machtdemonstration in Halbzeit zwei
Die zweiten 45 Minuten kontrollierte hingegen wieder ein souveräner FCS, der sich inzwischen auf Homburg besser eingestellt hatte. Nur noch der FCS fand offensiv statt Die beste Chance hatte nach einer Stunde Tobias Jänicke, die nach einem Konter freigespielt wurde und vor Salfeld die Chance zu seinem Treffer hatte – der Ball flog knapp über die Latte. Dafür tankte ein anderer Stürmer Selbstvertrauen: Fabian Eisele, noch als Nachverpflichtung in der Hinrunde als kommender Behrens gefeiert, aber zuletzt auf das Abstellgleis geraten ist. Eine Viertelstunde vor Schluss nickte er einen Freistoß von Marco Kehl-Gomez ein. Ein vierter Treffer wäre Markus Mendler fast vergönnt gewesen, aber eine Abseitsposition verhinderte dies.

Siegercola für den Trainer bei der anschließenden PK.
Eine Mannschaft mit vielen Gesichtern
Der 1. FC Saarbrücken ist 2018/2019 eine Mannschaft mit vielen Gesichtern. In Worms eines mit Fußball zum abgewöhnen, der sich der Feierabendmentalität der Liga angepasst hat. Nun im Saarderby zeigten die Spieler die geforderte Konzentration und Kaltschnäuzigkeit, vor allem bei Standardsituationen. Die aber eben im Laufe der Saison gerade gegen „kleinere“ Gegner fehlte. Auf der Pressekonferenz reagierte Trainer Lottner auch durchaus etwas angefasst auf die eher harmlose Frage, wie die Spieler in der letzten Kabinenansprache auf das Derby eingeschworen wurden. Er habe auch hinzu gelernt, meinte Lottner: „Was in der Kabine ist, bleibt in der Kabine.“
Soll es einen vierten Anlauf mit dem sympathischen Kölner auf die 3. Liga geben, muss aber auch er im Austausch mit Sportdirektor Marcus Mann und dem Präsidium im Sommer unter Beweis stellen, dass er gelernt hat. Es dürfen nicht erneut wertvolle Spiele zu Saisonbeginn dadurch verloren werden, dass Spieler und System nicht zusammen passen oder dass auch vermeintlich schwächere Gegner das Spiel des FCS so einfach lesen können, wie etwa Worms vergangene Woche. Dabei können Fans im Internet oder einzelne Journalisten noch so sehr einen Glaubenskrieg über die Trainerfrage führen – die Entscheidung treffen im Sommer andere. Und das auf Basis von Fakten, nicht Sympathien.