Der richtige Neustart?

Die Saisoneröffnung in Saarbrücken. Danach geht es wieder nach Völklingen. (Foto: Andreas Schlichter)

Die Saisoneröffnung in Saarbrücken. Danach geht es wieder nach Völklingen. (Foto: Andreas Schlichter)

Wer eine Prognose vor einer neuen Saison des 1. FC Saarbrücken wagt, begibt sich auf unsicheres Terrain. Startet der Verein stark in eine neue Spielzeit und präsentierte prestigeträchtige Neuzugänge, konnte er am Ende des kommenden Sommers auch mal absteigen. Natürlich gab es den Fall auch mal anders herum, zuletzt unter „Mr. FCS“ Dieter Ferner. In diesen Zustand möchte der 1. FC Saarbrücken zurück und die Chancen stehen nicht schlecht. Dass knapp 1500 Zuschauer der Saisoneröffnung trotz der Abschaffung des freien Eintritts beiwohnten, kündigt für eine leichte Euphorie an. Zur Standortbestimmung hilft der Blick auf und neben den Platz.

Die Konkurrenz

Die Regionalliga Südwest krankt am zweifelhaften Aufstiegsmodus des Deutschen Fußball-Bunds. Der skandalgeschüttelte Verband, der seine Ambitionen ganz auf den Spitzenfußball verlagert hat, zu Lasten des Halbprofi- und Amateurbereichs, hält daran fest, dass die Meister der Regionalligen plus der Zweitplatzierte der Südweststaffel am Ende des Jahres in Aufstiegsspielen die drei Aufsteiger in die 3. Liga ausspielen müssen. Aus der Südweststaffel stiegen zuletzt 2014 zwei Mannschaften (SG Sonnenhof Großaspach und 1. FSV Mainz 05 II) auf. Durch den Abstieg der beiden Stuttgarter Mannschaften aus der 3. Liga und dem Versagen von Offenbach, Mannheim, Elversberg und dem FCS in den Vorjahren dürfte der Slogan „Die beste Regionalliga Südwest aller Zeiten“ mehr als nur eine leere Worthülse sein. Kurzum: Mehr Mannschaften als im vergangenen Jahr streben in Richtung Aufstieg – Elversberg möchte endlich hoch, die Stuttgarter Kickers wollen unbedingt zurück, der TSV Steinbach hat aufgerüstet und auch die ein oder andere Überraschungsmannschaft könnte sich vorne präsentieren.

Die Geschäftsführung

Nach über einer Dekade hat Thomas Heil den Staffelstab als Geschäftsführer an David Fischer abgegeben. Eine eher unerwartete Handlung des FCS-Präsidiums im Kontext interner Machtkämpfe, in deren Zentrum der zweite scheidende Geschäftsführer, Milan Sasic, stand. Dessen Position hat Marcus Mann, ehemaliger Spielführer des FCS, übernommen. Neben dem Platz wirbelt vor allem Fischer, packte sogar bei der Saisoneröffnung selbst mit an und schleppte Bierbänke. Er konnte mit dem Flughafen Saarbrücken (die vorher schon Elversberg und Homburg sponsorten) und der Malerei Wachs neue Partner präsentieren. Allerdings hat der FCS fast unbemerkt mit Eppers einen langjährigen und sehr präsenten Sponsor verloren. Der FCS hat nach Berichten seinen Etat drastisch zurückgefahren und auch die Dauergerüchte um den Victor’s-Ausstieg machten im Sommer verstärkt die Runde.  Trotzdem versucht der Verein unter Fischer deutlich moderner und öffentlich selbstbewusster aufzutreten. Die HBK Saar designte jüngst neue Eintrittskarten und könnte für weitere kleine Akzente sorgen – hier erbt Fischer quasi das, was Ex-Vizepräsident Florian Kern angestoßen hat.

Die Mannschaft

Der große Umbruch im Kader verdeutlicht den angedeuteten Sparkurs am Deutlichsten. Teure Stars, die sich zuletzt weit unter Wert verkauften, wurden abgegeben. Geblieben sind zuverlässige Routiniers wie Alexandre Mendy oder Peter Chrappan. Es kamen vor allem junge Spieler aus der Regionalliga und der 3. Liga, darunter . Kein Neuzugang ist älter als 26 Jahre. Auch auf der Trainerposition wurde dieses Mal kein großer Name installiert – der ehemalige Kölner Mittelfeldspieler Dirk Lottner geht neben den Fanlieblingen Vize Dieter Ferner und Sportdirektor Marcus Mann fast schon etwas unter – was aber auf dem Trainerstuhl in Saarbrücken eher ein Vor- als ein Nachteil ist.

Unter den Spielern befinden sich gut ausgebildete Spieler, die aber den großen Sprung nicht packten, wie etwa Fritz-Walter-Bronzemediallengewinner Markus Mendler (kam von den Stuttgarter Kickers) oder der ehemalige Trierer Mario Müller. Die zwei prominentesten Neuzugänge sind die Rückkehrer Manuel Zeitz (Energie Cottbus) und Patrick Schmidt (FC 08 Homburg). Beim letzten Auftritt in Blau-Schwarz war Zeitz ohne Ziehvater Ferner etwas verloren und war eher Mitläufer in einer schwachen Truppe. Nun ist er Kapitän, hat alle Unterstützung neben dem Platz und kann unvorbelastet neu für den FCS starten. Schmidt bewies in Homburg den Torriecher, den Milan Sasic und Fuat Kilic nicht erkennen konnten. Bleibt er verletzungsfrei, wird er nicht nur eine Identitifationsfigur der Fans, sondern auch vielleicht einer, der den Unterschied für den FCS macht.

Fazit

Deutlich zu erkennen ist, dass der FCS nicht mehr mit aller Macht in die 3. Liga und darüber hinaus möchte. Was vielleicht einigen Fans Sorgen um die finanzielle Zukunft bereitet, da wieder einmal der leise Abschied des Hauptsponsors darin zu erkennen sein könnte, bietet dem 1. FC Saarbrücken eine große Chance:

  • In einer Liga mit vielen Favoriten ist es leichter, auch mit geringen Mitteln vorne mitzumischen.
  • Durch das öffentliche Zurückhalten der Fanerwartungen und mit einem Konzept, das auf junge und motivierte Akteure setzt, kann man erst das Vertrauen der Fans in die sportliche Leitung zurückgewinnen.
  • Und dann vielleicht sogar – auch wenn es nicht gesagt wird – wie 2009/2010 den Aufstieg mittels Ferner-Effekt schaffen.
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