Die Unterstellung, ich würde dieses Blog hier nur betreiben, um meine haltlose Kritik am Verein und seinen offiziellen loszuwerden, ist so alt, wie das Blog selbst. Dabei ist die Realität, dass ich stets mehr loben als kritisieren möchte. Gestern habe ich mich über die kleine Serie gefreut – aber heute lässt mich die neueste personelle Umbildung eher zweifeln: Rufat Dadashov wechselt zum 1. FC Saarbrücken, Patrick Schmidt hat seinen Vertrag hingegen aufgelöst. Wie so oft liegen hier einige richtige Entscheidungen von Fuat Kilic zu Grunde. Aber die falschen überwiegen.
Richtig: Der neue Stürmer
Mit dem Ausfall von Felix Luz, der noch einige Wochen andauern wird, gab es konkreten Handlungsbedarf. Kilic ging mit drei Stürmern in die Saison, zwei davon sind über 30 Jahre alt und einer (Luz) hat bereits eine Vorgeschichte voller Verletzungen. Wenn Kilic mit zwei Stürmern auflaufen will oder zumindest vor einem Ausfall von Taylor geschützt sein will, braucht er den Neuzugang. Dadashov kommt aus Zweibrücken, spielte vorher beim 1. FC Kaiserslautern II und kennt die Liga. Mit zwei Toren in der laufenden Saison und 22 Jahren hat er bereits Treffsicherheit bewiesen und verjüngt den FCS auf dieser Position.
Richtig: Ein unzufriedener Spieler geht
Auch der Abgang von Patrick Schmidt ergibt in gewisser Weise Sinn. Seit dem Wechsel im Januar 2014 bestritt elf Spiele für den FCS, erzielte einen Treffer. Er hatte sich selbst sicher mehr vorgestellt und dürfte ein wenig enttäuscht über seine Leistung sein. Hinzu kommt auch, dass sowohl Milan Sasic (unverständlicherweise kurz nach dem Wechsel) keine Verwendung mehr für Schmidt hatte, als auch Fuat Kilic den 20-Jährigen gegen Elversberg nicht einmal auf die Bank ließ, obwohl er keinen weiteren Stürmer im Kader hatte. Für Schmidt gibt es keinen Grund, bei diesem Verein zu bleiben.
Falsch: Der Umgang mit Schmidt
Der Umgang seitens von Milan Sasic und Fuat Kilic später mit dem abwandernden Mittelstürmer ist ein Paradebeispiel dafür, wie einem jungen Spieler erst Versprechungen gemacht werden und er dann auf das Abstellgleis geschoben wird. In der Sommerpause hätten die Vereinsverantwortlichen den Spieler problemlos abgeben können, stattdessen wurde sein Vertrag verlängert. „Patrick ist fußballerisch gut ausgebildet und kann sich noch weiter entwickeln, dazu bringt er auch eine sehr gute Einstellung mit. Er will den Weg hier mitgehen und wir freuen uns, dass wir weiterhin auf ihn zurückgreifen können“, sagte Kilic noch zur Vertragsverlängerung, in der Vorbereitung zeigte sich Schmidt meist überzeugend. In der Liga waren dann erst mit Taylor und Luz andere gesetzt – zum Knackpunkt wurden sowohl die kolpotierten Meinungsverschwiedenheiten zwischen Trainer Kilic und Schmidts Spielerberater Guido Nickolay, zum andereren demontierte Kilic Schmidt sichtbar vor dem Elversberg-Spiel – ein Eigentor des Trainers.
Falsch: Die Kaderplanung
Der Wechsel von Dadashov soll die in Sachen Sturm verfehlte Transferpolitik von Kilic zu Saisonbeginn etwas korrigieren. Mit Taylor und Luz machte der FCS zwar zwei gute Fänge, verließ sich aber allein darauf, mit Schmidt nur einen dritten Stürmer im Kader zu belassen. Dennis Wegner nahm die Position auf dem linken Flügel ein, Aleksandar Pranjes kaum als Alternative für die Offensive, da auch er ein Flügelspieler ist. Mit der Verletzung von Luz ergab sich eine Situation, die jeder sportliche Planer nicht nur hätte einkalkulieren können, sondern sogar müssen.
Sven Sökler, der als hängende Spitze agieren soll, wurde als Lösung präsentiert, die zu überzeugen scheint. Hier sei aber daran erinnert, dass diese Variante auch unter Jürgen Luginger nur über einen Zeitraum von etwa fünf Spielen ihre Wirkung entfaltete. Mit Dadashov wird somit nicht der dringend benötigte vierte Stürmer verpflichtet, sondern schlicht die Lücke geschlossen, die mit dem Abgang von Schmidt selbst verursacht wurde. Dass Dadashov als Nationalspieler von Aserbaidschan zwar international erfahren ist, aber dadurch auch aufgrund von Länderspielreisen zusätzlich belastet wird und fehlen wird, kommt hinzu.
Fazit:
Der Stürmertausch im Ludwigspark mag in Teilen verständlich sein, insgesamt ist es aber nur das Ende eines Missverständnisses zwischen einem Spieler und seinem Trainer. Die anderen, für den 1. FC Saarbrücken wichtigeren Baustellen, wurden mit dieser Aktion nur zum Teil beseitigt – und ob das Ergebnis befriedigend ist, muss sich erst herausstellen.
Carsten, es ist schon etwas abenteuerlich wenn nur aus dem was die Presse schreibt ein „falscher“ Umgang mit Schmidt abgeleitet wird. Für mich sieht’s ganz anders aus. Die Nichtberücksichtigung als Bankspieler gegen SVE hat Kilic mittlerweile als Fehler eingeräumt und somit Schmidt eben nicht demontiert sondern gestützt. Schmidt ist allerdings zu recht auch noch nicht erste Wahl und kommt von daher eher für die Bank in Frage, das ist Schmidt zu wenig. Verständlich. Dass er jetzt ohne dass ihm Steine in den Weg gelegt werden wechseln kann, spricht doch auch für Kilic. Mehr Fairness geht nicht, zumal Kilic nach wie vor das Potential von Schmidt betont, kein Nachkarten. Und wenn ich mit anderen Spielern rede, die auch wenig Einsatzzeit haben bestätigen sie es: Das Klima in Mannschaft und Funktionsteam ist top. Natürlich sind sie unzufrieden, allerdings nicht mit Kilic, sondern mit der Situation und sich selbst.
Ich teile diese Kritik an meinem Text nur in Teilen. Es gab in dieser Entscheidung mehrere richtige Teilentscheidungen, die ich auch identifiziert habe, etwa dass Schmidt der Weg nach Homburg nicht verbaut wurde.
Nur bleibe ich dabei, dass der Umgang mit Schmidt in Punkten auch falsch war:
– Die Vertragsverlängerung war inkonsequent von Kilic.
– Das Einräumen des Fehlers ist zwar gut, aber macht die Entscheidung nicht ungeschehen.
– Es spielen auch Faktoren wie der Spielerberater eine Rolle, allerdings werden diese Spannungen derzeit nicht in der Presse thematisiert, was ich übrigens richtig finde. Trotzdem gibt es die.
Der Umgang mit Schmidt war zumindest im Abgang durchaus fair, ich kritisiere aber darüber hinaus noch die sehr dünne Aufstellung im Sturm.