…haben sich vielleicht einige nach Abpfiff des Spiels des 1. FC Saarbrücken gegen Wacker Burghausen gedacht. Für gewisse Dinge schon: Die Hoffnung auf einen sportlichen Klassenerhalt. Was nichts heißen muss, denn in grundsätzlich jedem Abstiegsjahr wird noch auf Lizenzentzüge gehofft. Das war schon immer so. Vielleicht für Spieler wie Marcel Ziemer. Der verletzte sich sogar schon vor dem vorletzten Heimspiel der Saison und dürfte in Münster sein letztes Spiel für den 1. FC Saarbrücken gemacht haben. Vorbei vielleicht mit der Trennung der Fanblöcke, da zumindest inhaltlich wieder große Übereinstimmung, sprich großes Schweigen, herrschte. Aber nein, das sind eben nur kleine Nebenschauplätze. Vorbei ist noch nichts.
Aber es wäre sicher auch keine passende Darstellung, den Spielbericht hier mit der Aussage zu beginnen, dass es für beide Mannschaften noch um viel ging. Wacker Burghausen war bereits am Freitagabend aufgrund des Hachinger Sieges gegen Osnabrück sportlich abgestiegen. Dass Saarbrücken auch aus eigener Kraft keine Klasse mehr gehalten hätte – geschenkt. Dass dann nach zehn Minuten Marco Holz aus mittlerer Distanz einfach draufhält und den Ball mit Hilfe des Innenpfostens im Tor unterbringt, war nur ein Anzeichen dafür, dass sich auch die Mehrheit der blau-schwarzen Akteure längst aufgegeben hatte (10.). Spielerisch schleichten die Spieler von Fuat Kilic sichtbar angeschlagen über den Platz. Ob das nun am Fehlen von Ziemer gelegen haben mag oder an einer generellen Ohnmacht, ist kaum feststellbar.
Bei einigen entlud sich der über die Rückrunde gesammelte Unzufriedenheit in eben jener Art Fouls, die im Schiedsrichterjargon als „Frustfouls“ oder „Revanchefouls“ nennt. Manuel Zeitz sah deswegen nach 60 Minuten eine mehr als verdiente Gelb-Rote Karte. Falls sich jemand erinnert: Zeitz, das war der Junge, den Dieter Ferner in Bad Breisig ins kalte Wasser warf, der Führungsspieler wurde, bei dem wir halb beleidigt, halb stolz waren, als er beim 1. FC Nürnberg unterschrieben hatte. Und dem wir den Durchbruch im Profifußball gegönnt hätten, weil er eben immer noch der Manu ist, dessen Bruder noch heute in der Virage Est zu sehen ist. Einer, mit dem sich gerade die Jüngeren identifizieren können. Wie wenig hatte der Manu Zeitz von Samstag noch mit dem Zeitz von früher gemeinsam? Wohl so viel wie wir mit unseren eigenen Versionen der Jahre 2010 und 2011.
Währenddessen beschloss ein großer Teil des Publikums, einfach das Geschehen auf dem Platz zu ignorieren. Der F-Block initiierte im Minutentakt selbstironische Fangesänge, die für manch einen die passende Antwort auf über 30 Spiele Enttäuschung waren. Andere fühlten sich in ihrer unerbitterlichen Liebe für den Verein (nicht für die Mannschaft) selbst davon noch beleidigt genug, um Tage später Internetforen mit ihrer Larmoyanz zu füllen. Objektiv gesehen, war dieses Spektakel so spielunbezogen, dass es fast wieder spielbezogen wirkte.
In der 70. Minute stellte dann der FCS trotz Unterzahl durch Philipp Hoffmann nach einem Pass von Florian Ballas den Ausgleich her (1:1). Gerade einige der jüngeren Spieler schien die Anti-Stimmung nicht zu verwirren und sie drängten auf den Sieg. Die größte Chance hierfür hatte Patrick Schmidt, der zentral vor Stephan Loboué den Ball über die Querlatte setzte. Es blieb beim 1:1 und nach Spielende sackten die einen in sich zusammen, andere hakten innerlich einen weiteren Abstieg ab. Nur Henrich Bencik, ehemaliger FCS-Stürmer (2004 bis 2006) und nun bei Wacker Burghausen, ließ sich im F-Block von den Fans feiern, die ihn 2006 noch als „Söldner“ tituliert haben. So spielt das Leben.
Dass der Spruch „Endlich vorbei!“ nur bedingt seine Berechtigkeit hat, zeigt der Blick in die Medien. Schatzmeister Dieter Weller gibt via BILD Saarland die Schuld am Abstieg an Paul Borgard und Harald Ebertz weiter und legt das System des Mehrheitsentscheids im Präsidium offen. Logischerweise ist es seit der Rückkehr von Hartmut Ostermann an die Vereinsspitze Harald Ebertz, der überstimmt werden kann. Aber selbst solches Wissen taugt nicht zu mehr als kurzer Empörung der Fans. Wer in die Regionalliga gehen will und ein positiv besetztes „Endlich vorbei! Jetzt geht es weiter!“ sagen dürfen will, muss noch einiges tun. Auf allen Ebenen.