Seit dem Spiel gegen Holstein Kiel ist es Gewissheit: Der 1. FC Saarbrücken überwintert auf einem Abstiegsplatz. Daran kann auch das Spiel beim SV Wehen-Wiesbaden wenig ändern, da allenfalls noch mit einem utopisch hohen Sieg der Sprung auf Platz 18 gelingen kann – und auch das ist ein Abstiegsplatz. Einen guten Monat lang wird es also keine Gelegenheit geben, ans rettende Ufer zu gelangen, da der Ball vorerst ruht. Ein Makel, ohne Frage. Aber auch einer mit Folgen?
Da die 3. Liga eine der jüngsten hohen Spielklassen Deutschlands ist, lässt sich diese Frage zumindest mit einer kleinen Rückschau beginnen. In der Premierensaison 2008/2009 standen zur Winterpause der Wuppertaler SV, der SV Werder Bremen II und die Stuttgarter Kickers unter dem Strich in der Tabelle. Runter mussten am Ende der heutige Zweitligist Aalen und die blauen Stuttgarter. Wacker Burghausen, in diesem Jahr auf einem Abstiegsplatz, rettete der Rückzug der Kickers aus Emden. In der Folgesaison (2009/2010) überwinterten der VfB Stuttgart II, Dynamo Dresden und der Wuppertaler SV auf den letzten drei Plätzen. Von diesen Dreien musste am Ende nur Wuppertal den Gang in die Viertklassigkeit antreten, begleitet von Holstein Kiel und Dortmund II. Stuttgart und Dresden gelang noch der Sprung ins Tabellenmittelfeld auf den zehnten (VfB II) und zwölften (SGD) Platz.
Mal stieg nur einer ab
Ab 2010/2011 taucht auch der Name 1. FC Saarbrücken in der Drittligatabelle auf. Nicht in den höchsten Tabellengefilden zur Winterpause, aber auch nicht auf einem Abstiegsplatz. Leider lässt sich die Tabellensituation aufgrund der vielen ausgefallenen Spiele des Winters nur schwerlich rekonstruieren (kein Gewähr), aber den Großteil des kalten Jahreszeit dürften der SV Sandhausen, der FC Bayern II und Bremen II auf den unbeliebten Plätzen verbracht haben. Den einzigen sportlichen Absteiger gab der FCB II, da das finanzielle Ausscheiden von Koblenz und Ahlen dem SV Werder II und Burghausen den Hintern rettete. 2011/2012 verbrachten Oberhausen, Jena und Bremen II gemeinsam den Jahreswechsel auf Abstiegsplätzen – am Ende stiegen auch genau diese drei Mannschaften ab. Das gab es sonst in noch keiner anderen Spielzeit. Im vergangenen Jahr (2012/2013) waren Dortmund II, Aachen und Darmstadt die Abstiegskandidaten zu Weihnachten, runter mussten am Ende Aachen, Babelsberg und statt den sportlich abgestiegenen Lilien die Kickers aus Offenbach. Auch dort hatte man sich finanziell übernommen.
Der neue Vertrag in Gefahr
Die Aufstellung zeigt: Mindestens eine Mannschaft, die im Winter auf einem Abstiegsplatz stand, ging auch am Ende immer mit nach unten, aber nur in einem einzigen Falle traf es alle, die dort überwintern mussten. Als hilfreich erwies sich mehr als einmal eine solide Finanzplanung – der sportliche Abstieg war in einigen Fällen am Ende bedeutungslos. Auch das dürfte im Falle unseres 1. FC Saarbrücken eher für ein klein wenig Aufmunterung sorgen. Vereinsoffizielle bestätigten auf der Mitgliederversammlung, dass an dieser Front in Saarbrücken alles geregelt laufe.
Doch wie groß ist der psychologische Effekt des Überwinterns auf den Plätzen 18 bis 20? Einerseits fatal, denn man beginnt das Fußballjahr 2014 mit dem rechnerischen Rückstand, was auch in der Psyche der Spieler weniger als Ansporn wahrgenommen werden dürfte, denn als Spiel gegen die Zeit: Ist mein Arbeitsplatz nächstes Jahr noch sicher? Wie spiele ich mich in den Vordergrund? Ob die Winterpause für sogenannte „Teambuilding“-Maßnahmen geeignet ist, sei dahingestellt.
In Wiesbaden kann man nur gewinnen
Andererseits dürfte die Zwangspause im Falle des 1. FC Saarbrücken eher zur rechten Zeit kommen. Sie verschafft Beruhigung in einer Lage, in der das Lazarett des Vereins längst überfüllt ist und die Ersatzbank mit Spielern aus den Jugendmannschaften aufgefüllt werden muss. Sie gibt Milan Sasic und seinem Trainerstab die Chance, um mit Beginn der Transferperiode die wichtigste Lücke im Team zu schließen: Ein Bindeglied zwischen Abwehr und Sturm muss her, das einerseits die Abwehr entlastet und Angriffe des Gegners früh verhindert, aber auch den Sturm mit Bällen füttert. Kommen Spieler, die diesen Ansprüchen gerecht werden, kann auch endlich die Taktik „hoch und weit nach vorne schlagen“ wieder in der Mottenkiste verschwinden.
Das Spiel in Wiesbaden kann also mit etwas Gelassenheit angegangen werden. Im schlimsten Falle weitere verletzungsbedingte Ausfälle bei kalten Temperaturen und keine Punkte, im besten Falle reicht es aber auch nicht für ein Überwintern auf Platz 17. Das liegt auch daran, dass es mit der Wiesbadener Schützenhilfe bei den Stuttgarter Kickers nicht klappte (Der SVWW verlor 0:2). Für die Sasic-Truppe kann der Anreiz eigentlich nur sein: In Wiesbaden noch einmal mit großer Fanunterstützung alles geben, das tun, was die StuKis geschafft haben und anschließend beruhigt, aber konzentriert in die Winterpause gehen. Es ist ein Makel, im Keller zu überwintern. Aber keiner, der sich nicht in der Rückrunde korrigieren lässt.