Wird der FCS 13/14 aufsteigen?

Foto: Leuchtturm/Oldforest.de

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Diese Frage geistert seit Wochen durch die Köpfe im Umfeld des 1. FC Saarbrücken: Steigt der Verein auf? Für einige gar schon eine mehr oder weniger rhetorische Frage, die der Feststellung gewichen ist, dass der Verein nach der vergangenen Saison nun sicher absteigen werde. Da die besten Spieler den Verein verlassen haben. Als dann sich die eher weniger erstaunliche Erkenntnis durchsetzte, dass auf Abgänge auch oft Zugänge folgen, verfielen viele in eine fast schon groteske Euphorie.

Das schreibe ich als gebranntes Kind. Die älteren Leser erinnern sich bestimmt noch an diesen verhängnisvollen Beitrag aus dem August 2006 mit dem Titel „Wird der FCS 06/07 aufsteigen?„. Ich schrieb damals:

Problematisch könnte die Überheblichkeit werden, welche in der Regionalliga feste FCS-Krankheit ist. So werden Gegner wie Ingolstadt, Pfullendorf oder Reservemannschaften nur allzu gerne auf die leichte Schulter genommen. Bevor es dem FCS wie der Eintracht aus Trier ergeht (wird es wohl nicht, aber nur mal zur Warnung), muss man sich auf den Hosenboden setzen und bei Null starten. Ohne Fleiß kein Preis.

Ich schätze zurzeit die Aufstiegsform des FCS bei 80 % ein, also doch ein klares Ja, dass diese Mannschaft den Aufstieg schaffen kann.

Am Ende stieg der 1. FC Saarbrücken ganz knapp ab, nach einer Saison, in der sich ein prominent besetzter Kader als schöner Schein entpuppte. Michael Henke stellte zum zweiten Mal in Folge unter Beweis, dass er vielleicht der beste Co-Trainer der Welt sein mag, aber mit dem Chefposten deutlich überfordert ist. Ähnliches könnte ich auch über seinen Nachfolger Philippe schreiben.

Wir wissen nichts

Ich habe mir die Frage gestellt, ob ich den Text von damals wohl noch einmal so schreiben würde. Vermutlich würde ich das sogar, denn faktisch hatte der FCS einen Kader, der mit guten Einzelkönnern gespickt war, aber nie eine wirkliche Mannschaft bildete. Die vielen Stars harmonierten nicht miteinander, die Vielzahl französischer Profis trug zur Legendenbildung um die „French Connection“ bei.

Interessanterweise sind das aber gerade alles Dinge, die sich zu Saisonbeginn in allen Prognosen überhaupt nicht fassen lassen. Wer konnte damals schon wissen, dass es bereits zu Saisonbeginn derartig internen Krach geben konnte, dass ein Co-Trainer (Manfred Rauscher) schon vor dem Start gehen musste? Wer konnte ahnen, dass ein Sturmduo Jonathan Jäger/Mahir Saglik (zusammen 32 Tore) am Ende einem Absteiger angehören würden? Ganz zu schweigen von unvorhergesehenen Verletzungen. Die Vorhersagekraft im Fußball erschöpft sich auch immer wieder – eine schöne und gleichsam schmerzhafte Eigenschaft dieses Sports.

Wir wollen zu viel

Deswegen habe ich auch ein wenig Bauchschmerzen, wenn der Wunsch nach einem Aufstieg versucht wird, mit der aktuellen Transferpolitik des 1. FC Saarbrücken sachlich zu untermauern. Die Argumente können noch so klug und schlüssig klingen – wenn es ganz dumm läuft, verpasst halt selbst die beste Mannschaft am Ende knapp ihre Ziele.

Das ist aber noch eher die harmlose Vorstufe zum „Aufstieg-Einfordern“. Das prominenteste Beispiel der FCS-Geschichte dürfte Harmut Ostermann sein, der vor Beginn der Saison 2001/2002 den Aufstieg in die Bundesliga forderte – mit dem feinen Zusatz, dass man sich „nicht so zum Aufstieg zittern“ wolle wie der FC St. Pauli im Vorjahr. Es folgten Thomas von Heesen und Heribert Weber.

Wer vor Saisonbeginn über den Aufstieg redet, tut dies ohne Not. Natürlich dürfte die „sportliche Perspektive“ (Fußballersprech) immer ein Thema in Vertragsverhandlungen sein, aber in diesem Fall ist die Vertraulichkeit eine richtig gute Sache – würde bekannt, dass diverse Spieler nur zum FCS gekommen sind, weil der Aufstieg erklärtes Ziel ist, würde das im Kopf vieler FCS-Fans zu große Reaktionen auslösen, die es bei ersten kleinen Rückschlägen schwierig für Trainer und Team machen, in Ruhe weiterzuarbeiten.

Eigentlich fand ich an dieser Stelle den Aufstieg 2009/2010 am Wohligsten: Da der FCS ja selbst nur Aufsteiger war, war das Wort „Durchmarsch“ am Anfang erst einmal Tabu. Bescheidenheit war hier keinesfalls der Angst vor zu hohen Erwartungen geschuldet, sondern einfach eine angenehme Ruhe, die sich am Ende auch auszahlte. Vielleicht ist die Testspielniederlage bei Borussia Neunkirchen unter dem Gesichtspunkt ja gar nicht zum verkehrten Zeitpunkt gekommen.

Deswegen wird trotz aller Analysen und Prognosen eine Frage hier im Blog nicht vor dem Sommer 2014 beantwortet werden: Ob der 1. FC Saarbrücken mit diesem Kader tatsächlich aufsteigen wird. Nur soviel: Verlöre der FCS erneut 0:6 bei der SV Elversberg, würde aber am Ende auf Platz eins stehen, könnte ich damit gut leben.

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5 Antworten zu Wird der FCS 13/14 aufsteigen?

  1. electrolutz schreibt:

    mir misse das mol pagge.

  2. Leser schreibt:

    Klasse Beitrag!

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  4. Pingback: Verkanntes Topspiel | rotebrauseblogger

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