Die Saison neigt sich dem Ende, die Lust des Autors auf das Schreiben von Vorberichten ebenso. Aber was muss, das muss. Der Chemnitzer FC gehört immerhin ja auch nicht ohne Grund zu den Mannschaften, bei denen ein genauer Blick im Vorbericht lohnt. Steigen wir ein.
Der Gegner:
Wie bereits im Vorbericht der Hinrunde geschrieben, überraschte Chemnitz in der Vorsaison mit einem fast geglückten Durchmarsch in der 3. Liga. Kurz vor Ende des „verflixten zweiten Jahres“, in dem sich schon viele Beinahe-Aufsteiger am unteren Tabellenende wiederfanden, ist das beim CFC anders. Auf dem sechsten Tabellenplatz haben die Sachsen zwar keine realistische Chance mehr auf den Aufstieg, sind aber stärkstes Team hinter der Spitzengruppe. Mag man darüber in Chemnitz enttäuscht oder froh sein? In ähnlicher Konstellation beim 1. FC Saarbrücken würde hier wohl vermutlich das Umfeld „sachlich anmerken“, dass die „sportlichen Ziele verfehlt“ wurden. Mit Pfiffen.
Das sportliche Ziel der Karl-Marx-Städter kann dabei nur lauten: Kontinuität zeigen und weiter nach oben mit Gerd Schädlich. Der mittlerweile 60-jährige Ex-Trainer von Erzgebirge Aue hat seinen Vertrag um ein Jahr bis 2014 verlängert. Schädlich ist eine Institution im Ostfußball, wie sie vielleicht mit der Rolle von Dieter Ferner im Südwesten vergleichbar wäre: Obwohl die Transferaktivitäten hauptsächlich in der eigenen Region spielen, gelingt es Schädlich meist, einen starken Kader aufzubauen.
Und dann gibt es noch Anton Fink, der vor etwas mehr als einem Jahr zu den Chemnitzern stieß und seinem bereits bekannten Namen als Torjäger alle Ehre macht. In der aktuellen Saison traf der Ex-Karlsruher bereits 18 Mal ins gegnerische Tor und ist damit der zweitbeste Angreifer der Liga. Weitere zehn Male war er zudem Vorlagengeber für seine Kollegen. Ein guter Teil des Chemnitzer Erfolges gründet auch auf diesem Ausnahmespieler, der in dieser Saison noch kein einziges Mal fehlte.
Die Transferaktivitäten:
Auf dem Transfermarkt gab sich Chemnitz im Gegensatz zur Konkurrenz bescheiden. In der Winterpause kam mit Jeron Hazaimeh (Fortuna Düsseldorf) nur ein Ergänzungsspieler für die Abwehr, der bislang auf drei Einsätze in der Rückrunde kommt. Ein Wechsel, der angesichts von nur 23 Spielern im Kader logisch erscheint. Abgänge gab es im Winter nicht.
Der FCS:
Hat das Saarlandpokal-Viertelfinale gegen Primstal standesgemäß mit 4:0 gewonnen. Sturm-Oldie Michael Petry durfte zudem einen weiteren Eintrag in die Torschützenliste verzeichnen. In aller Munde ist nicht die Möglichkeit von einem weiteren Gewinn des nun schändlich umbenannten Verbandspokals (Lottopokal Saar), sondern die alte Frage: Wer bleibt und wer geht?
Dass die üblichen Stimmungsschwankungen wieder Hochkonjunktur haben, zeigt der Fall Manuel Stiefler. War vor mehr als einer Woche für einige plötzlich der „Qualitätssprung“ (C. Mariotto), der nicht kam, ein Grund gegen eine Vertragsverlängerung, so ist das zwei Tore später Vergangenheit. Wäre eine ausgebliebene Entwicklung hin zu besserem Fußball ein Kriterium, Verträge nicht zu verlängern, hätte der FCS im kommenden Jahr keine elf Mann mehr auf dem Platz. Realistisch gesehen, ist aber die Frage an sich: Wie wichtig sind vermeintliche Qualitätssprünge? Hätten Spieler wie Benedikt Fernandez oder Marcel Ziemer in ihrer Karriere immer nur solche erlebt, wären sie heute gewiss nicht beim Drittligisten aus dem Saarland.
Mal kurz weg von diesen Weichenstellungen, um die sich der Sportdirektor Jürgen Luginger mit dem Doch-nicht-Sportdirektor-aber-schon-irgendwie-mit-drin-Funktionär Harry Ebertz kümmern müssen: Gegen Chemnitz sind Sven Sökler und Kevin Maek nach abgesessener Gelbsperre zurück und dürften wieder in der Startelf stehen.
Die Prognose:
Seit 2001 hat der 1. FC Saarbrücken nicht mehr gegen den Chemnitzer FC gewonnen. Das ist zwar kein Grund dafür, dass sich das ändern muss. Aber so etwas wie ein Anreiz für die Mannschaft, daran was zu ändern. Mit einem „dreckischen Enns-se-null-Sieg“ (DJ Brix).