Im alten FCSBlog gab es die Serie „Zitat der Woche“ bereits, in der ich mir in unregelmäßigen Abständen einen Spruch, der im Zusammenhang mit dem 1. FC Saarbrücken fiel, herausgriff. Und analysierte, ein wenig kommentierte und manchmal auch hin und wieder lamentierte. Das große Lamento, nämlich das, es habe jemand abgekupfert, traf in dieser Woche auf diesen Spruch zu:
Liebe kennt keine Liga
Das ist für viele: Horst Hinschberger. Der Mann, der als Karateka mit dem richtigen Parteibuch kurzerhand den FCS 2007 als Präsident übernahm. Der Unbekannte verstand etwas von großen Ankündigungen und hin und wieder auch, wie man Schlagzeilen sorgen konnte. Die Werbefirma HDW gab dem FCS den passenden Spruch obendrauf: „Liebe kennt keine Liga“. Sicher hat HDW damals nicht das Rad neu gefunden und irgendwie hörte sich der Spruch so an, als könnte er auf jeden anderen Verein passen. Aber er passte genau in seine Zeit, warb für neue Mitglieder und am Ende der Amtszeit von Horst Hinschberger war der FCS dann zumindest wieder Drittligist – Zweck erfüllt.
Aber hergeben wollte so keiner wirklich den Spruch. Eine Eintragung beim Marken- und Patentamt für die Wortmarke „LIEBE KENNT KEINE LIGA“ scheiterte 2007. Irgendwie auch zurecht, denke ich mir ein wenig, da er nicht unbedingt klar und deutlich mit dem FCS zu tun hat. Und als Blogger und Autor bin ich auch klar dagegen, dass Sprache zur Marke wird mit einklagbaren Ansprüchen schon bei der kleinsten kreativen Spruchschöpfung. Dennoch sorgte es, nicht ganz zu Unrecht, zu Verstimmung, als Rot-Weiß Essen plötzlich T-Shirts mit „Liebe kennt keine Liga“ druckte. Und noch mehr, als in dieser Woche bekannt wurde, dass „Liebe kennt keine Liga“ zum Preis des „Fußball-Spruch des Jahres 2012“ nominiert ist – als Urheber werden die Fans des 1. FC Kaiserslautern genannt.
Ein kleiner „Shitstorm“ brach aus. Die Ungerechtigkeit, dass ein kleines Plakat eines jungen FCK-Fans mehr Beachtung verdient, als eine groß aufgezogene Werbekampagne des FCS! Auch ich schrieb im Namen des Fanmagazins Leuchtturm an die Deutsche Akademie für Fußball-Kultur, brachte mein Unverständnis zum Ausdruck. Nein, ich fand es wirklich nicht toll, dass eine Institution, die selbst die Fahne der Fußball-Kultur hochhält, so leichtsinnig auf etwas Abgeschriebenes hereinfällt. Schwindlern aufgesessen, die die Lorbeeren für etwas einheimsen, das sie nicht als Erste geschrieben haben.
Immerhin reagierten die Fußball-Akademiker und verweisen nun auf den FCS, wenngleich der Spruch im Rennen bleibt. Eine Art salomonisches Urteil, das sogar leicht zugunsten des 1. FC Saarbrücken ausfällt. Sollte der scheinbare FCK-Spruch nämlich den Wettbewerb gewinnen, wär die Peinlichkeit vom Spruchklau in aller Munde. Ein frisch gekürter Sieger, der mit dem Prädikat eines geklauten Sieges im Rampenlicht steht – das wäre ein gefühlter Sieg für den FCS.
Aber mittlerweile, nach einem Nachdenken, frage ich mich, warum die Angelegenheit von vielen FCS-Fans und auch der BILD Saarland heute teilweise verbissen behandelt wird. Der Hinweis auf den FCS ist als Einlenken der Veranstalter zu sehen und im Grunde kann sich ja auch ein jeder denken, warum eher der FCK-Spruch als der FCS-Spruch für die Jury von Charme und Bedeutung sein könnte. In Kaiserslautern wurde der Spruch auf einem Plakat eines Fans hochgehalten, in Saarbrücken war es eine professionell angelegte und organisierte Werbekampagne. Nichts, das aus den Mündern oder Köpfen der Fans kam, sondern von ihnen nachträglich übernommen wurde.
Charmant wäre es übrigens, wenn der FCS auch mal seinen Fans „auf’s Maul schaut“. In den Köpfen mancher Fans des E-Blocks oder im F-Block liegt unschätzbares Potenzial. „Liebe kennt keine Liga“ hat zumindest in Saarbrücken seinen Zweck erfüllt. Vielleicht bringt ja der kleine Sturm der Entrüstung auch endlich frischen Wind in die Köpfe des Ludwigsparks und verhilft zur Ansicht, dass sich der FCS nicht noch Jahre auf diesen Spruch reduzieren lassen sollte.